Nachrichten vom Verein für Toleranz & Zivilcourage e. V. Neumünster

Aktiv gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Für Solidarität, Weltoffenheit und Völkerverständigung.

Es ist soweit, liebe Mitglieder und Freund*innen unseres Vereins. Am 22. August 2021 von 11 bis 14 Uhr findet nun endlich die „Feierstunde“ zur Aufstellung der Gedenktafel für die deportierten Sinti und Roma aus Neumünster statt, auf die wir 7 Jahre warten und auf die wir am Runden Tisch der Stadt Neumünster hingearbeitet haben.

Lange Zeit war recht wenig über die Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der Sinti und Roma aus Neumünster bekannt oder besser gesagt: Im öffentlichen Bewusstsein. Warum das so ist, darüber wollen wir keine Spekulationen abgeben. Die Recherche, diese Biographien auszugraben und öffentlich zu machen, war ein langer Weg. Alles begann mit dem Zeitzeugeninterview mit Otto Laubinger des Freien Radio Neumünster. Doch Zeitzeugeninterviews alleine sind keine ausreichenden Quellen. Es galt also, eine Liste von Namen zu überprüfen und in die Archive reinzugehen und Akten zu lesen. Es liegen vor allem noch Wiedergutmachungsakten aus der Zeit nach dem Krieg vor, die aber teilweise Schutzfristen unterliegen, weil sie sehr persönliche Daten enthalten. Aufgrund der lange zurückliegenden Ereignisse vor bald 80 Jahren bestanden keinerlei Möglichkeiten, weitere Überlebende zu fragen, obwohl möglicherweise noch welche vorhanden sind. Bei den Nachfahr*innen der 1940 deportierten besteht erfreulicherweise eine tolle Gesprächsbereitschaft. Das ist nicht selbstverständlich: Beim Regionalgeschichtlichen Workshop der KZ-Gedenkstätte Neuengamme am 22.11.2019 wies Moritz Terfloth vom Landesverein Sinti und Roma in Hamburg darauf hin, dass die Erinnerungskultur ein „seelisch vermintes Terrain“ sei. Es gäbe zwar keine grundsätzliche Anti-Haltung zu Gedenkorten bei den Sinti und Roma, allerdings eine tiefsitzende seelische Zerstörung, die durch Verfolgung und Diskriminierung bis in die Gegenwart entstanden ist.

Es sind bereits umfangreiche Audio-„Zeitreisen“ im Freien Radio Neumünster entstanden, die über das Schicksal einzelner Sintezzas und Sintos berichten und die jederzeit nachgehört werden können. Für die Begleitung der Aufstellung der Tafel wird weitere Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen, u.a. auch eine Broschüre, in der die betroffenen Menschen gewürdigt werden.

Für den 22. August wünschen wir uns vom Verein einen harmonischen Ablauf der Veranstaltung am Haart 38. Das komplette Programm findet sich hier: Einladung Feierstunde Gedenktafel 22.08.2021

Wir weisen darauf hin, dass dies eine Veranstaltung ist, zu der die Stadt Neumünster wegen Corona in kleinem Kreis einlädt und das Posten des Flyers keinen Aufruf an einen breiteren Kreis darstellt.

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